Der Schlachtetag
Erinnerungen an das Hausschlachten in der Gröninger Region
(die gesamte Serie wurde uns zur Verfügung gestellt vom Verfasser Ralf Staufenbiel)
An diesem besonderen Tag, galt es für den Hausherrn schon früh aufzustehen, um als erstes den Kessel anzuheizen – wenn der Schlachter an den Hof betrat, musste das Wasser schon kochen. Wie zeitlich vereinbart, stand der Hausschlachter pünktlich gestriegelt und gebügelt, mit seiner weißen, dunkel gestreiften, mit zwei Reihen schwarzer Knöpfe besetzten Schlachtjacke in der Tür. Die weiße Schlachterschürze war vor den Füßen auf einer Seite umgeschlagenen und am Leib hing ein großer messingbeschlagener Lederköcher mit verschiedenen Messern.
Auf dem Rücken trug er ein Netz mit den Glocken. Die Glocken waren ca. 15 cm hoch und der untere runde Rand war angeschärft. Oben war ein Haken zum Entfernen der Fußnägel des Schweines.
Je nach Charakter des Schlachters, ging es dann zügig an die Arbeit oder auch nicht. Karl Arpke musste erst mal ein Stück Kuchen essen und Otto Jordan meldete für die Mittagszeit schon mal eine Schockoladensuppe an.
Zuerst musste das Schwein aus dem Stall oder aus dem bereitgestellten Schweinekasten geholt werden, der zum Transport solcher Tiere konzipiert war.
Er musste dabei versuchen, die Schweine ruhig zu behandeln, denn „aufgeregte“ Schweine konnten erfahrungsgemäß zu einer schlechteren Fleischqualität führen.
Er band dem Schwein zunächst einen Strick ans Bein und trieb es vorsichtig aus dem Stall, aber manche Schweine ahnten wohl das Unheil und versuchten andere Wege wie gewollt zu gehen. In solchem Fall hatte man schon Leitern bereit gelegt, um es an die richtige Stelle zu lenken. Diese Stelle war auch schon kurz zuvor mit frischem Stroh abgedeckt worden, damit Schwein und Helfer sich beim umfallen des Tieres nicht mit Dreck besudelten.